RAFAËLLE BERCHTOLD
ART
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Performance 2015 «Resonanzmomente»

Performance 2015 «Resonanzmomente»
Sich nackt zu zeigen, gilt auch in unserer heutigen säkularisierten Gesellschaft als unnatürlich. Nacktheit, öffentlich ausgestellt, polarisiert, erzeugt Widerstand und Anziehung. An dem vielschichtigen Diskurs um den ‚weiblichen Akt’, interessiert mich insbesondere der soziologische Naturbegriff.
In meinen performativen Arbeiten untersuche ich in diesem Zusammenhang die ‚eigene Natur’ und die damit verbundene Sinneswahrnehmung an Hand von physischen Selbstversuchen."Die Natur wird in der Neuzeit als das verstanden, was Gegenstand der Naturwissenschaften ist. Damit ist zugleich impliziert, dass Natur etwas dem Menschen Äusserliches ist.
Und das trifft auch auf die Natur zu, die er selbst ist." Gernot Böhme
In unserer komplex vernetzten Welt, die täglich unzählige virtuelle Realitäten generiert, scheint die physische Welt allmählich in den Hintergrund zu treten. Sowohl die Welt wie auch der eigene Körper werden zeitgemäss individuell
zurecht gebastelt, trainiert, ergoogelt, geschnipselt, gepostet, gefiltert etc. – ganz dem Willen unterworfen, der in der abendländischen Kultur seit der Aufklärung verankert ist. In meinen Versuchsanordnungen erlebe ich diesen Willen, der
sich deutlich über die Sprache meines Körpers hinwegsetzt, ihn aufpeitscht und über Grenzen schreiten lässt, bis er irgendwann zu tiefst erschöpft zusammenbricht. Ich erzeuge dabei ein Spannungsfeld im Umgang mit meinem Körper. Festgehalten auf Video, lote ich mit physisch anstrengenden Aktivitäten meine Grenzen und Tiefen aus. Wie werde ich meinen eigenen natürlichen Grenzen bewusst? Sie können für mich erst über
die physische Erfahrung mit dem eigenen Körper sichtbar gemacht werden. Die Haut steht dabei methaphorisch für die Grenze, die das Aussen vom Innen trennt und gleichzeitig Schutz bietet. Sie ist das grösste Organ unserer Sinnesempfindungen.
Die untersuchten Empfindungen und Gedanken sollen in meiner Kunst auch für den Betrachter erfahrbar werden. Denn in
all meinen Werken, auch der figurativen Malerei, strebe ich eine Rückkehr zu einer mystischen Verbundenheit mit der Natur an. Der nackte menschliche Körper ist nichts anderes als Natur. Auch dann, wenn er in einer übersexualisierten Gesellschaft als Objekt und im ökonomischen Kontext als Wirtschaftsfaktor entsprechend reduziert und systematisch überschattet wird.